vegan ist nicht gleich tierversuchsfrei!

Wir arbeiten seit ein paar Jahren mit Sandy Peng zusammen, tauschen uns aus über alles was mit Tierschutz und Kosmetik zu tun hat. Letztes Jahr haben wir uns in München getroffen und daraus entsprang die Idee für ein Interview, in welchem sich unsere beiden Themen begegnen. Heraus kamen interessante Fragen und ein paar ehrliche Antworten. Lesen Sie selbst:

Fragen von Sandy P. Peng an SanDee Professional HD Make Up – ein Interview über vegane Kosmetik.

 

  • Sandy P. Peng: Seit 11. März 2013 gilt Verkaufsverbot von an Tieren getesteten Kosmetikinhaltsstoffen. Können Konsument*innen nun bedenkenlos einkaufen?
  • SanDee: Diese Frage ist schwer zu beantworten, da man hier etwas weiter ausholen muß…Das Gesetz bezieht sich nämlich leider nur auf Rohstoffe, die als kosmetische Rohstoffe deklariert sind. DIESE dürfen nicht mehr in den Tierversuch. Alle anderen Rohstoffe, die nicht als ausschließlich kosmetische Rohstoffe gelten, aber dennoch als Rohstoff in der Kosmetik verwendet werden dürfen, unterliegen dem CHEMIKALIENGESETZ. Und dieses schreibt Tierversuche vor, auch für Kosmetik Rohstoffe!  Dies sind  Rohstoffe, die z.B. auch in Reinigungsmitteln, Industriefarben, Medikamente u.s.w. ihren Einsatz finden. Das sind leider um die 95% aller Rohstoffe, denn nur ca. 5% sind als kosmetische Rohstoffe deklariert ! Außerdem betrifft dieses Gesetz auch nur Produkte, die NACH diesem Stichtag auf dem Markt eingeführt wurden. Also, alle Produkte und Rohstoffe, die vor dem 11. März 2013 bereits auf dem Markt waren, dürfen auch weiter in den Tierversuch. Und hinzu kommt, daß Hersteller die auch außerhalb der EU verkaufen, nicht davon betroffen sind. Es gibt Länder, in denen Tierversuche für kosmetische Produkte vorgeschrieben sind, auch dafür darf weiter getestet werden. Das Chemikaliengesetz greift leider auch bei Wasch – und Reinigungsmitteln, Haarfarben und Medikamenten. Daher boomen Tierversuchslabore nach wie vor. Es leiden allein in Deutschland jährlich rund 2,9 Millionen Mäuse, Ratten, Kaninchen, Fische und andere Tiere in den Laboren. An dieser Zahl hat sich nichts geändert seit der Gesetzesänderung.

 

  • Sandy P. Peng: Was hat sich denn nun geändert?
  • SanDee: Die  Endverbraucher*innen fühlen sich sicherer und der Labeldschungel ist größer geworden. Aber ansonsten eigentlich nichts. Trauriger Weise.

 

  • Sandy P. PengAus welchem Gründen werden Tierversuche an Kosmetika durchgeführt?
  • SanDee: Für die Marktzulassung müssen neue Chemikalien aufgrund gesetzlicher Bestimmungen nach wie vor in zahllosen Tierversuchen getestet werden. Es werden Substanzen in die Augen von Kaninchen geträufelt, um anhand des Zerstörungsgrades der Augen die Reizwirkung zu ermitteln oder Ratten erhalten über mehrere Wochen täglich bestimmte Rationen einer Chemikalie. Nachdem das Tier getötet wurde, werden die Vergiftungsschäden dokumentiert. Durch diese Tests sollen unerwünschte Reaktionen wie Ausschläge, Allergien, Krankheiten etc. ausgeschlossen werden. Nachweislich sind die Ergebnisse aber auf den Menschen schlecht übertragbar, denn wir haben ein völlig anderes Körpersystem. Angefangen bei einer wesentlich höheren Lebenserwartung über Stoffwechsel, Heilungsprozesse und vieles mehr. Wir reagieren auf völlig andere Stoffe als Tiere, was uns gut tut, kann bei Tieren fatale Folgen haben und was bei Tieren schlecht ist, muß es noch lange nicht bei uns sein! Die Niederlande gehen mit gutem Beispiel voran und arbeiten mit Hochdruck an anerkannten alternativen Methoden. Auch das Max-Planck Institut arbeitet für die Medizin z.B. an virtuellen Organen, um somit zuverlässigere Aussagen bzgl. Verträglichkeit von Medikamenten tätigen zu können. Es gäbe durchaus Alternativen, warum sie nicht angewandt werden ist eine andere Frage.

 

  • Sandy P. Peng: Inhaltsstoffe, gibt es Gefahren und Konsequenzen?
  • SanDee: Viele Inhaltsstoffe sind schwer abbaubar, belasten die Umwelt enorm, auch durch immer aufwändigere Herstellungsverfahren. Viele sind gesundheitsbelastend.  Hier können wir uns fragen,  weshalb Rohstoffe die nachweislich gesundheitsschädlich, krebserregend, genverändernd sind, fetales Wachstum negativ beeinflussen, Allergien und Unverträglichkeiten hervorrufen können, umfänglich erlaubt sind. Hier geht der Gesetzgeber davon aus, daß die „zugelassenen Höchstmengen“ so gering sind, daß sie unschädlich für den Organismus sind. Wenn ich aber mehrere Produkte verwende, die diese Eigenschaft besitzen, multipliziert sich das ganze leider und am Ende habe ich die Dosierung weit überschritten. Es zählt allerdings nur das einzelne Produkt…. Hinzu kommt die unglaubliche Masse!  Es werden jährlich mehrere Millionen Tonnen !!! der klassischen Rohstoffe weltweit produziert. Die müssen ja irgendwo herkommen und verbleiben. Für mich stellt sich die Frage nach der Ausbeutung des Planeten als Gefahr. Rohstoffgewinnung , Wasserverbrauch, Transporte, Produktion etc.

 

  • Sandy P. Peng:  Bedeutet „vegan“ automatisch tierversuchsfrei?
  • SanDee: Leider NEIN. Vegan bedeutet lediglich, daß keine Tiere in der Entstehungs – und Produktionskette beteiligt waren. Jeder synthetisch erstellte Rohstoff ist auch vegan, allerdings chemisch. Und DER muss in den Tierversuch laut Chemikaliengesetz.

 

  • Sandy P. Peng Alternativen und was Verbraucher*innen beachten sollten:
  • SanDee: Alternativen sind schwer. Sogar, wer seine Kosmetik selbst machen möchte muss SEHR weit in die Rohstoffe eintauchen um am Ende zu verstehen, worum es sich bei jedem Einzelnen handelt. Auch der ganze Label -Dschungel ist keine Garantie, aber hier kann man zumindest davon ausgehen, daß die Herstellungsverfahren „allgemeinverträglicher“ sind. Sogar zertifizierte Naturkosmetik enthält genügend chemische Rohstoffe. Diese Rohstoffe haben aber eine Zulassung erhalten da hier ganz bestimmte Kriterien erfüllt werden müssen. So dürfen die (synthetischen) Rohstoffe ab einem bestimmten Datum z.B. nachweislich nicht mehr im Tierversuch gewesen sein. In diesem zurückliegenden Zeitabschnitt, unterscheiden sich die Labels sehr voneinander. Oder es müssen ganz bestimmte und festgelegte Herstellungsverfahren bei der Rohstoffgewinnung eingehalten werden. Wer ganz sicher sein möchte, der sollte den Hersteller kontaktieren und Löcher in den Bauch fragen.  Es gibt durchaus Firmen, deren eigenes Interesse auch darin liegt, die Welt ein wenig länger schön und bewohnbar für uns alle zu halten.

 

  • Sandy P. Peng: Vielen Dank liebe SanDee für das Interview und deine Zeit, weiterhin viel Erfolg mit deinem Unternehmen!
  • SanDee: sehr gerne Sandy, danke für Deinen unermüdlichen Einsatz für unsere Tiere!

2 Gedanken zu „vegan ist nicht gleich tierversuchsfrei!

  1. Oh Ihr lieben, das ist ja nicht zu fassen. Vielen Dank für diese Aufklärung, darüber wird leider viel zu wenig berichtet. Gerne mehr solcher Infos! *Lisa*

    • Liebe Lisa,
      vielen Dank – ja – darüber weiß man leider viel zu wenig. Gerne kommt ab und zu ein weiterer Beitrag zu ähnlichen Themen. Dir noch einen tollesWochenende! SanDee

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